Auf dem Weg nach: Te Anau

12.01.

Wir stehen auf und bauen unser Zelt ab. Das meiste ist auch über Nacht oder im Sonnenschein der frühen Morgenstunden schon wieder getrocknet. Nach dem Rakiura Track und der etwas nassen Nacht, belohnen wir uns mit einem Frühstück quasi gegenüber in der Snuggery. Das Personal ist super nett, das Essen und der Kaffee sind lecker. Hier kriegen wir gut die Zeit bis zum Ablegen der Fähre überbrückt.

Dann brechen wir auf und checken am Fährterminal ein. Als wir dort warten, dass es losgeht, sehen wir sogar noch die Polarlichter. Die hätte ich mir allerdings etwas anders vorgestellt. Beim Ablegen warnt der Kapitän schon mal vorsorglich, dass es es gleich aufgrund des starken Windes etwas holprig werden könnte. Während der Fahrt merkt man ihm an, dass er versucht die Wellen möglichst sanft abzureiten. Hinter uns geraten dennoch ein paar der international universell bekannten weißen Tüten, die so auffällig unauffällig in der Rückenlehne des Vordermannes stecken, in den Umlauf. Ich weiß allerdings nicht, ob das nur vorsorglich ist oder doch schon akut: wir saßen weit genug weg und so ganz genau hinsehen will man ja auch nicht.

Nachdem wir wieder auf dem Festland sind und unsere Sachen haben, fahren wir über Te Anau (Tankstopp) in Richtung Milford Sound, wo wir morgen früh unsere Schiffstour haben.

Unterwegs halten wir an den Eglinton Valley. So wie es hier aussieht, muss Gandalf auf Schattenfell schon mal hier vorbeigeritten sein. Ein weiterer Zwischenstopp an den Mirror Lakes ist wenig erfolgreich, da es einfach zu windig für spiegelglattes Wasser ist. Finaler Halt für heute ist der Campingplatz Cascade Creek. Damit haben wir schon den größeren Teil zwischen Te Anau und dem Milford Sound geschafft.

Abends probieren wir nochmal Kiwis zu sehen, indem wir uns einfach in den Wald stellen. Unterwegs gab es Schilder „Careful! Kiwi live here.“ Aber das liegt schon einige Kilometer zurück und so haben wir diese Nacht kein Glück.

13.01.

Für unsere Verhältnisse stehen wir früh auf, da wir spätestens 9:15 Uhr für unsere Bootstour eingecheckt haben müssen und bis dahin, laut Navi, noch 45 Minuten fahren müssen. Mit Schorschels absoluter Stärke bei Bergauffahrten rechnen wir mit mindestens einer Stunde. Der letzte kostenlose Parkplatz liegt außerdem 20 Minuten Fußweg vor dem Bootsanleger. Ergo brechen wir 7:45 Uhr auf. Ich schieb mir vor Abfahrt noch nur einen Keks rein, die geschmierten Brötchen sind im Rucksack für den Tag.

Am Milford Sound scheint schon der ein oder andere Deutsche gewesen zu sein. Die Pfeiler der Überdachung des letzten Stücks Fußweg sind durch diverse Aufkleber von deutschen Vereinen verziert worden – und Baden-Württemberg darf natürlich auch nicht fehlen.

Wir checken ein und verwenden anschließend all unsere Konzentration und Stärke darauf, am Anleger nicht von den Sandflies aufgefressen zu werden. Der Startschuss fällt, alle dürfen aufs Boot und los geht geht die lustige Bootspartie. An Board gibt es kostenlosen Tee und Kaffee. Außerdem ist ein Verkaufstresen vorhanden, der diverse Snacks, Getränke und auch Tütensuppen und 5-Minuten-Terrinen verkauft – die Dinger finden sogar Abnehmer.

Auf unserer Fahrt zur Mündung des Milford Sound kommen wir an allerhand Wasserfällen vorbei. Wir lernen, dass es einen Milford Sound eigentlich gar nicht gibt. Er gehört eigentlich zur Gattung der Fjorde, da Sounds einen V-förmigen Querschnitt haben und von fließendem Wasser in die Landschaft geschnitten werden. Der Milford Sound ist aber von einem Gletscher geschaffen und hat einen U-förmigen Querschnitt. Außerdem gibt es an der Mündung eine Endmoräne, wo er von fast 300 m an der tiefsten Stelle auf knappe 30 m abflacht.

Auf der Rückfahrt stoppen wir an einem Unterwasserobservatorium in einem Seitenarm und können das rege Treiben vor den Scheiben beobachten: Black Corals, diverse Fische, Seegurken und Seesterne. Allesamt Wildtiere, die aus freien Stücken dort abhängen und keineswegs für die Touristen angelockt werden. Wieder an der Oberfläche gibt es noch einen kurzen Vortrag zu den Pinguinen, die im Sound zu finden sind (sehr zum Leidwesen von Luisa heute abwesend) und wir lernen etwas über Baumlawinen: Auf den steilen Felshängen gibt es keinen Mutterboden. Stattdessen wachsen dort direkt auf dem Fels Moose. In den Moosen wurzeln Bäume, die sich auch untereinander verankern. Wenn einer von ihnen einem Sturm zum Opfer fällt, reißt er viele andere mit sich. Es passiert ungefähr das gleiche, als wenn man beim Tapezieren an einem Tapeten-Schnipsel zieht.

Auf der Rückfahrt wollten wir eigentlich noch zu den Humboldt-Fällen abbiegen. Nach einem Blick auf die Tankanzeige, lassen wir den 40 km Umweg lieber, nur um dann doch mit knapp einem halben Tank in Te Anau anzukommen. Das Wetter war aber ohnehin eher ungemütlich. Dennoch legen wir einen Zwischenstopp am 45. Breitengrad ein. Da er direkt an der Straße ausgeschildert ist, benötigt das nicht einmal zusätzlich Benzin und das Wetter ist auch egal.

Für die nächsten beiden Nächte haben wir einen Stellplatz im Lake View Holiday Park in Te Anau reserviert. Schräg gegenüber liegt ein Informationszentrum vom DOC. Bevor wir auf den Kepler Track starten, sollen wir uns hier nochmal anmelden. Als wir das heute versuchen, heißt es, dass wir morgen wiederkommen sollen. Anmeldung ist frühestens am Nachmittag vor dem Starttag, sodass man als Wanderer die neuesten Infos zu den aktuellen Weg-Bedingungen und zum Wetter bekommt.

Zurück auf dem Zeltplatz versuchen wir unser Glück an den Münz-Waschmaschinen und -Wäschetrocknern. Ob das gut geht? Wir haben beide ein bisschen Angst um unsere paar Sachen, die ein ganzes Jahr halten sollen. 8 NZD und 90 Minuten später ist alles ok, sauber und trocken.

14.01.

Heute ist ein letzter Ruhetag bevor wir auf den 60 km langen Kepler Track starten. Ich schreibe ein paar Zeilen, wir widmen uns dem Hausputz und bereiten unsere Ausrüstung auf die Wanderung vor.

Heute klappt auch das Einchecken beim DOC. Wir kriegen unseren Hüttenpass, der unsere Buchung bestätigt und eine Infobroschüre. Außerdem werden uns folgende Hinweise gegeben: Das Wetter soll gut werden (im Gegensatz zu den vergangenen Tagen). In den Hütten stehen Gaskocher bereit aber keine sonstigen Küchenutensilien. Es gibt Betten mit Matratzen, aber kein Bettzeug, daher sollten wir Schlafsäcke mitnehmen. Des weiteren sollte man Kleidung für alle Jahreszeiten dabei haben plus Mückenspray und Sonnencreme und natürlich Essen.

Wir kaufen die letzten Kleinigkeiten ein. Gegenüber bei einer Bakery gönnen wir uns Milkshakes und einen Apfel/Blaubeer-Pie, die wir in der Sonne genießen. Milkshakes sind allerdings nicht besonders gut – der Pie ist schon deutlich gelungener. Wir flanieren noch ein bisschen an der Seepromenade entlang bis uns langweilig ist und wir umdrehen zum Zeltplatz.

Wir packen final die Rucksäcke. Dann kochen wir Abendbrot und genießen im Gemeinschaftsraum das WLAN und laden nochmal alle Geräte auf, bevor wir wieder viel zu spät ins Bett gehen.


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