Auf dem Weg nach: Stewart Island

04.01.

Dank der verspäteten Abreise aus Christchurch ist für heute das Unterhaltungsprogramm unterwegs gestrichen. Wir wollen noch möglichst nah an Lake Tekapo rankommen, sodass wir morgen unseren meisterhaften Plan weiterverfolgen können.

Eigentlich eine recht ereignislose Fahrt. Nur als wir nach einer längeren Bergaufpassage kurz halten, um die erste richtige Aussicht auf die Alpen zu genießen, qualmt irgendwas am Auspuff, wo man es nicht erwarten würde. Nach dem Gucken scheint alles wieder Normaltemperatur zu haben. Wir hoffen, dass es eine einmalige Sache war.

Kurz vor Lake Tekapo gibt es einen Platz fürs Freedom Camping, wozu wir dank unseres Self Contained Campervans berechtigt sind: Kostenloses Übernachten auf einem Parkplatz mit Picknicktischen und Plumpsklo. Dafür aber mit gutem Blick auf den Sonnenuntergang über den Alpen, für den wir um kurz nach 21 Uhr noch gerade rechtzeitig ankommen. Wo genau darf man hier jetzt stehen? Nur auf den Grasflächen? Nur auf Schotterflächen? Muss man sich noch irgendwo melden oder eintragen? Das erste mal ist etwas aufregend…

Als wir auf einem gefälligen Platz stehen geht’s weiter mit den ersten Malen: Wir haben zwar das Einführungs-Video zum Van geguckt aber wie war das noch gleich? Welches Zubehör hatten wir eigentlich gebucht und ist wirklich alles da? Was macht man mit den Sachen, die im Weg rumliegen? Die großen Rucksäcke erstmal auf den Fahrersitz und Beifahrersitz. Den Kleinkram erstmal an den Rand schieben. Den Tisch für den Innenbereich zusammenschrauben und erstmal Abendbrot essen. Danach noch rausfinden, wie es am besten mit dem Bettenbau funktioniert und wie man den Wasserhahn bedient. Dann ist der Tag zuende.

05.01.

Nach dem Frühstück fahren wir die letzten zehn Minuten bis Lake Tekapo und halten an der Church of the Good Shepherd. Eine nette kleine Kirche mit gutem Blick auf den See, welcher dem Ort seinen Namen verleiht, und auf die Alpen dahinter. Über das Gelände schwärmen die Touristenscharen. Nebenan ist noch der wichtigste Hund der Stadt verewigt, den wir natürlich auch besuchen.

Unser nächstes Ziel ist der Aoraki/Mount Cook Nationalpark. Vorher müssen wir aber noch tanken. Ich halte an der Zapfsäule, steige aus und erschrecke als wie aus dem Boden geschossen ein Tankwart neben mir steht und wissen will, welchen Sprit und ob er volltanken soll. Nachdem ich das beantwortet habe, sagt er „Du müsstest noch den Tankdeckel öffnen.“ Mist, wie ging das noch gleich? Er wittert meine Ratlosigkeit. „Da unter deinem Lenkrad ist ein Hebel, einfach ziehen, den Rest mache ich dann schon.“ „Du kennst das Modell wohl etwas besser als ich?!“ „Ein paar davon sind mir im Leben schon untergekommen. Geh am besten schon mal rein zum Zahlen.“

Auf dem Weg offenbart sich nochmal die Schwäche des Vans an Berghängen (besonders bergauf). Aber er kämpft sich durch und wir erreichen den Tasman Gletscher. Ein zehnminütiger Spaziergang und vor uns liegen der Gletschersee und der Gletscher selbst. Auf dem See treiben kleine und große Eisbrocken. Ein vorbeifahrendes Boot macht uns erst bewusst, wie groß selbst die kleinen Brocken noch sind. Ein Influencer-Pärchen, das man schon von Weitem an seinem überdimensionalen Kamera-Setup und ihrer knappen Kleidung erkennt, macht irgendwelche Mätzchen auf einem Felsbrocken. Einen Sack voll Deutsche gibt es natürlich auch wieder.

Als wir wieder zurück am Van sind, vernaschen wir zuerst ein paar Kekse und dann fahren wir um einen Gebirgszug herum zum Hooker Valley, um dort noch den Hooker Valley Track zu wandern. Er führt uns über fünf Kilometer vom Nationalparkcenter zum Hooker Lake mit dahinterliegendem Gletscher und Blick auf den Aoraki/Mount Cook. Der hüllt sich heute in Wolken, die mal heller und mal dunkler sind. Das Wetter weiß sowieso nicht so recht was es will und wechselt im Fünfminutentakt zwischen brennendem Sonnenschein und Regen.

Nächster Tagesordnungspunkt sind die Clay Cliffs, seltsame Felsformationen mit steilen Tälern dazwischen. Zu erreichen sind sie nur über eine Schotterstraße. Zum Glück nimmt der Van keinen Schaden, denn wir sind uns nicht ganz sicher, ob Schäden durch Schotterstraßen von unserer Versicherung abgedeckt sind. Es gibt eine Kasse des Vertrauens, da die Clay Cliffs auf Privatland liegen. Vom Parkplatz ist es ein kurzer Fußweg zu den Cliffs. Zwischen den Klippen kraxeln wir etwas auf allen Vieren umher, da der Untergrund sehr lose und sehr steil ist.

Den Rest des Tages verbringen wir mit der Fahrt an die Küste. Ein kleines Stück südlich von Oamaru machen wir es uns direkt hinter der Düne für die Nacht gemütlich.

06.01.

Nach dem Frühstück im Van machen wir uns auf den Weg in Richtung Otago Halbinsel. Aber zuerst halten wir an den Moeraki Boulders. Hierbei handelt es sich um kugelrunde Steine, die am Strand rumliegen. Die Form ist irgendwie beeindruckend, aber letztendlich sind es nur Steine an einem Strand.

Auf der Otago Peninsula besuchen wir The Opera – Otago Peninsula Eco Restoration Alliance. Es ist eine private Initiative zum Schutz der Gelbaugenpinguine, die langsam aber sicher Farmland wieder aufforsten will, sodass die kleinen Frackträger genügend Gelegenheiten zum Nisten haben. Nach einem kurzen Vortrag besichtigen wir die Aufpeppelstation, wo untergewichtige oder verwaiste Pinguine soweit gepflegt werden, dass sie wieder ausgewildert werden können. Hier sehen wir Gelbaugenpinguine verschiedener Altersklassen nebeneinander. Danach steigen wir in einen Bus, um in das Areal zu fahren, wo wir hoffentlich frei lebende Pinguine sehen. Leider haben wir nur sehr wenig Glück. Von den Gelbaugenpinguinen sehen wir keinen und von den Zwergpinguinen ist nur einer zuhause. Dafür aalen sich ein paar neuseeländische Seebären in der Sonne.

Nächster Stopp ist Harlington Point. Hier gäbe es eine Kolonie mit Königsalbatrossen, auf die wir aber keine Lust haben und eine weitere Kolonie mit Zwergpinguinen. Hier lässt sich aber leider niemand sehen. Typischerweise kommen sie auch erst zum Sonnenuntergang aus dem Meer zurück und dafür sind wir deutlich zu früh dran.

Für die Nacht bleiben wir im Lake Waihola Holiday Park, einem richtigen Campingplatz mit bezahlen und dafür Duschen und richtigen Toiletten. Luisa ist ein wenig bockig mit mir, weil ich erwähnt habe, dass ich damals im Neuseelandurlaub, als „The Opera“ noch „Penguin Place“ hieß, einen ganzen Sack voll Pinguine gesehen habe. Mit Menschen kann ich…

07.01.

Unser erster Stopp heute ist der Leuchtturm am Nugget Point. Nach etwa 20 Minuten Fußweg an den Klippen entlang erreichen wir schließlich den Leuchtturm und genießen die Aussicht. Am Fuße der Klippen tollen Robben umher. Auf dem Weg zurück halten wir an einem Punkt, wo es einen Ausguck zur Pinguinbeobachtung gibt. Obwohl wir hier eine ganze Weile ausharren, haben wir auch hier kein Glück.

Der nächste Stopp ist der Wasserfall bei Purakanui. Als wir hinterher weiterfahren geraten wir in einen Stau, da vor uns eine Schafherde die Straße entlang getrieben wird.

Außerdem liegen die Cathedral Caves auf unserer Route. Wieder eine kleine Schotterstraße bis zum Parkplatz. Von dort geht es eine halbe Stunde bergab bis an den Strand, wo dann auch die Höhlen zu finden sind. Der Wasserstand meint es gut mit uns und wir können die tatsächlich durch die Höhlen laufen.

Der letzte Tagesordnungspunkt ist die Curio Bay. Hier soll es noch eine Chance geben, Pinguine zu sehen. Allerdings wohnt hier wohl nur ein Pärchen und die besten Chancen auf Sichtung gibt es wieder erst zum Sonnenuntergang. Außerdem gibt es einen versteinerten Wald, direkt am Wasser. Am Abstieg hängt ein Schild, dass der Zutritt gerade gesperrt ist, Trotzdem läuft da unten irgendjemand mit seiner Tochter rum.

Stopp für heute ist bei Invercargill, wiederum auf einem richtigen Campingplatz. Hier werden wir die nächsten beiden Nächte verbringen und uns auf den Rakiura Track auf Stewart Island vorbereiten.

08.01.

Heute besuchen wir den südlichsten Punkt von Neuseelands Südinsel und den Leuchtturm am Waipapa Point. Hier gibt es ein paar Bäume zu sehen, die Dank des konstanten Windes bizarr schief wachsen. Am Horizont ist bereits Stewart Island zu sehen, wo wir morgen unsere Wanderung beginnen werden. Die Insel wirkt am dunstigen Horizont bergiger als der Wanderführer es beschrieben hatte.

Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und packen unsere Rucksäcke für die Tour nach Stewart Island. Gegen 1:00 Uhr geht endlich das Licht aus. Jetzt schnell schlafen, denn um 6:45 Uhr klingelt schon der Wecker.