Auf dem Weg nach: Picton

18.01.

Nach Abschluss des Kepler Tracks füllen wir im Supermarkt von Te Anau noch unsere Vorräte auf. Außerdem gönnen wir uns ein Essen bei The Ranch. Für mich darf es ein Burger sein, Lulu hat Lammleber.

Für heute Abend haben wir uns einen Freedom Campingplatz am Lake Wakatipu zwischen Kingston und Queenstown ausgeguckt. Die besten Plätze am Seeufer sind natürlich schon belegt. Wir parken also weiter oben in Hörweite der Straße.

Als wir aussteigen gibts einen kleinen Schreck: Irgendwer muss uns in den letzten vier Tagen angerempelt haben. Die Beifahrertür hat Schrammen und die orange Abdeckung vom Blinker an der linken Seite fehlt. Grrrr… Ich mache Fotos von dem Schaden und schreibe eine Mail an Mad Campers. Lulu schreibt derweil eine Mail an Tracknet, wo wir das Auto geparkt hatten. Der Parkplatz, wo Schorschel stand während wir auf dem Kepler Track waren, soll ja schließlich videoüberwacht sein. Vielleicht lässt sich darüber ja noch was herausfinden.

Zur Beruhigung der Nerven gehen wir runter ans Seeufer und gucken der Sonne beim Versinken zu.

19.01.

Das Wetter sieht heute gar nicht gut aus. Trotzdem erstmal Frühstück und dann brechen wir auf. Wir fahren immer am Ufer des Lake Wakatipu entlang bis wir in Queenstown ankommen.

Um 11 Uhr haben wir eine Reservierung für den Time Tripper, ein Unterwasser-Beobachtungsraum und Kino, das uns die Geschichte und die Mythen des Sees näherbringen soll. Die Parksituation ist etwas ungünstig: direkt an der Promenade darf man entweder maximal 15 Minuten stehen (zu kurz) oder die Plätze sind schon besetzt. Die anderen, größeren Parkplätze in der Nähe sind auch entweder schon belegt oder haben eine maximale Durchfahrtshöhe von 2,10 m oder weniger. Das reicht nicht für Schorschel. Also parken wir fast schon an der Seilbahn in Richtung Ben Lomond, wo wir später sowieso noch hin wollen, und begeben uns im Laufschritt zum Time Tripper. Gerade so zur angegebenen Zeit schaffen wir es. Dort herrscht allerdings noch überhaupt keine Hektik. Vermutlich sind wir einfach noch zu deutsch.

Als wir im Vorführ-Raum platznehmen, tummeln sich vor den Fenstern einige Forellen, immer wieder schießen Enten von der Wasseroberfläche in die Tiefe, um nach Futter zu tauchen und ein paar Aale lassen sich auch sehen. Im Gegensatz zu der Beobachtungsstation im Milford Sound, die wir besucht haben, werden die Tiere hier mit Futter angelockt. Das eigentliche Hauptprogramm ist eher für Kinder gedacht und reicht von Dinosauriern, die hier gelebt haben, über die Maori-Legende zur Entstehung des Sees bis in die heutige Zeit. Nachdem der Film vorüber ist, dürfen wir nochmal für ein paar Minuten den Blick in die Unterwasserwelt des Lake Wakatipu genießen.

Nach dem Tauchgang drehen wir eine Runde auf der Promenade von Queenstown, jeder begleitet von einer Kugel Eis. Dann brechen wir auf zur Seilbahn und fahren auf den Ben Lomond (nicht ganz hoch, aber die Richtung stimmt). Da oben gibts die Möglichkeit mit modernen Seifenkisten den Hügel hinunter zu fahren. Wir haben Tickets für jeweils sechs Fahrten. Von der oberen Station der Seilbahn fährt ein Sessellift uns und zwei Seifenkisten noch ein Stück weiter den Berg hoch. Runter rasen wir dann in den Seifenkisten. Vor der ersten Fahrt gibt es eine kleine Einweisung in die Steuerung des Gefährts. Die Strecke bietet zwei Alternativen, die jede so ihren Reiz hat: Die grüne Route hat lange Geraden, die blaue Route hat zwischendurch ein paar Absätze, wo einem die Strecke unter dem Hintern weggezogen wird und man fast abhebt.

Bisher hat sich das Wetter einigermaßen benommen. Es ist zwar grau, aber es gibt nur ganz kurze und leichte Nieselschauer. Dabei ist es warm, sodass die Schauer eine willkommene Abkühlung sind. Auf dem Weg zu unserem heutigen Campingplatz am Lake Hawea (Kidds Bush Reserve), beginnt ein kleiner Weltuntergang. Zur Nacht beruhigt es sich ein wenig, regnet aber weiterhin immer wieder, mal mehr, mal weniger stark.

20.01.

Der Tag beginnt mit strahlend blauem Himmel auf der einen Seite und dunkelgrau mit Regenbogen auf der anderen Seite. Ein nettes Schauspiel während wir im Van frühstücken. Leider liegt das Grau in der Richtung, in die wir heute aufbrechen wollen.

Der erste richtige Stopp ist heute der Fox Glacier für uns. Wir winden uns also aus der Berg- und Seenlandschaft raus und fahren an die Westküste der Südinsel. Vom Parkplatz des Gletschers sind noch 30 Minuten Fußweg zu bewältigen, bevor wir den Gletscher zu sehen kriegen. Die Sonne zeigt sich mittlerweile von ihrer sengenden Seite. Der Weg zum Gletscher ist eigentlich eine Schotterstraße (allerdings für Autos gesperrt), die durch einen Wald führt und somit angenehm schattig ist. Der Weg führt leicht bergauf. Neben uns im Tal rauscht und donnert der Fox River. Hier und da gibt es ein paar Wasserfälle zu sehen und mehr zu hören. Es scheint also auch hier geregnet zu haben. Am Endpunkt des Weges angekommen, liegt noch ein riesiges Schotter- und Geröllfeld zwischen uns und dem Gletscher. Ab hier gehts aber nur noch mit geführten Touren weiter. Der Gletscher ist trotz der Entfernung beeindruckend.

Unser heutiges Tagesziel ist der Campingplatz in Okarito. Im Ort sehen wir ein Schild für Kiwi-Sichtungs-Touren. Wir checken auf dem Campingplatz ein, stellen Schorschel ab und gehen direkt rüber. Als wir uns dem Gebäude nähern, vor dem das Schild für die Kiwi-Touren steht, ruft uns bereits jemand „Guten Tag, nächste 5 Tage ausgebucht.“ in gebrochenem Deutsch aus dem Obergeschoss entgegen. Kann man wohl nix machen. Woher derjenige wusste, dass wir deutsch sind? Keine Ahnung.

Der Camping-Platz hat einen direkten Strandzugang. Das Meer ist hier zwar zu wild, um darin zu baden, aber im Strand gibt es eine Senke, in der Meerwasser steht. Die ist ungefähr 15-20 Meter breit, 100 Meter lang und tief genug, dass ich in der Mitte nicht mehr stehen kann. Woher ich das weiß? Nachdem wir einen Spaziergang ums Wasserloch gemacht haben, sind wir baden gegangen.

21.01.

Wir setzen unseren Weg in Richtung Norden fort. Das Wetter ist mal mehr, mal weniger gut.

An der Westküste stoppen wir unterwegs an den Pancake Rocks. Hier führt ein kurzer Rundweg an den geschichteten Kalksteinfelsen vorbei. In regelmäßigen Abständen gibt es Info-Tafeln, die die Entstehung der Felsformationen und z.B. die lokale Flora und Fauna beschreiben. Die Blowholes, die hier Fontänen in die Höhe sprühen sollen, haben anscheinend gerade Pause wegen Niedrigwasser.

Unser Tagesziel ist heute ein kleiner Parkplatz an den Maruia Falls, etwas südlich von Murchison. Vom Parkplatz bringt uns ein kurzer Weg runter an den Wasserfall und auch wieder zurück.

22.01.

Für heute steht die Gegend rund um den Abel Tasman Nationalpark auf unserem Plan. Doch zuerst müssen wir den Schorschel dazu zwingen, uns über den schmalen, kurvigen Pass zu tragen, der den Tanaka Hill überquert. Das bedeutet etwa eine Stunde bergauf bei Vollgas und 20-30 km/h, gefolgt von 30 Minuten bergab, ohne jegliche Betätigung des Gaspedals. Hill (zu deutsch: Hügel) ist eine dreiste Untertreibung. Das sollte dringend mal umbenannt werden.

Zuerst besuchen wir Tata Beach. Hier kann man sich Kanus ausleihen und auf der Golden Bay umherpaddeln. Das heißt, man könnte sich Kanus ausleihen, wenn nicht um kurz vor 14 Uhr schon Feierabend wäre (und/oder man sich vorher informiert hätte). So genießen wir den Strand und die Aussicht ein wenig und begeben uns dann zurück zum Van.

Nächster Stopp sind die Te Waikoropupu Springs. Vom Parkplatz bringt uns ein Rundweg zu den Quellen und wieder zurück. Die Quellen haben eine hohe spirituelle Bedeutung für die lokalen Maori, sodass das Berühren des Wassers verboten ist. Es repräsentiert das Blut von Papatuanuku (Mutter Erde) und die Tränen von Ranginui (Himmlischer Vater). Aber auch ohne Mythologie sind die Quellen ganz hübsch. Das Wasser blubbert hier einfach pausenlos aus der Tiefe an die Oberfläche. Es ist super klar und in einem leuchtenden Blauton, den ich so in der Natur noch nicht gesehen habe.

Wir übernachten heute in einem Holiday Park in Nelson. Uns wird ein Platz in der letzten Reihe vor dem Strand zugewiesen. Wir essen im Imbiss des Holiday Parks. Hauptsächlich deshalb, weil es hier „The longest Drink in Town“ gibt. Damit können wir ein weiteres Bild aus der Mad Challenge abhaken. Vielleicht können wir mit dem Rabatt, den wir erhalten, falls wir die Challenge erfolgreich abschließen, die Schäden am Auto begleichen. Die Mad Campers haben sich mittlerweile gemeldet. Einzige Aussage zu den Schäden: „So schlimm sieht’s ja gar nicht aus.“

23.01.

Wir haben gestern beim Einchecken gleich mal erfragt, was man tun muss, um nicht um 10 Uhr den Platz verlassen zu müssen. Glücklicherweise muss man einfach nur Bescheid sagen. So haben wir bis 12 Uhr, um in Ruhe zu frühstücken, Wäsche zu waschen und zu trocknen, Müll zu entsorgen und den Frischwassertank des Van aufzufüllen und den Abwassertank zu entleeren.

Ansonsten steht für heute nicht mehr viel auf dem Plan. Wir müssen es nur irgendwie nach Kaikoura schaffen. Unterwegs könnten wir einen Salzsee sehen, der ist allerdings nicht besonders spannend als wir dort ankommen. Stürmisch ist es auch noch. Außerdem könnten wir einen schwarzen Strand sehen. Zwischen der Straße und dem Strand verläuft allerdings ein Strang Schienen und besonders gut ausgeschildert sind die Zugänge nicht. Das lassen wir also auch weg.

In Kaikoura wollen wir freedom-campen. Allerdings gibt es nur hier und da ein paar Stellplätze, die alle schon belegt sind als wir ankommen. Wir beißen also in den sauren (sprich: teuren) Apfel und checken im Holiday Park ein. Für 58 NZD dürfen wir hier eine Nacht stehen bleiben. Das ist bisher der teuerste Holiday Park auf unserer Route. Laut Rezeptionist haben wir Glück, da viele Leute aufgrund des Wetters abgesagt haben. Wir laden alle Geräte an den Steckdosen der Gemeinschaftsküche und bereiten dort auch gleich unser Abendessen zu, wo wir schon mal da sind…

24.01.

Der Wecker klingelt unerbärmlich. Früh. Viel zu früh. Also eigentlich klingelt er genau richtig, um 5:45 Uhr. Nur für uns beide ist das eindeutig zu früh. Aber wir haben heute Großes vor, da muss man das schon mal in Kauf nehmen. Erstmal in Schwung kommen, Bett zusammenpacken, Marschbereitschaft herstellen. Frühstück gibts heute erstmal nicht, stattdessen ist ein Stullenpaket gepackt.

Wir fahren einmal um den Block, stellen Schorschel ab und checken um 7:15 Uhr für die Pottwal-Tour ein. Uns wird eine sehr unruhige See vorhergesagt, dabei sieht es draußen vorm Fenster eigentlich ganz ruhig aus. Netterweise werden im Souvenir-Shop auch Anti-Seekrankheits-Kaugummis verkauft. Die gucken wir uns kurz an, beschließen aber, dass wir lieber nochmal einen Blick auf unsere Reise-Übelkeits-Kaugummis werfen, die im Van liegen. Dort ist tatsächlich auch ein Schiff aufgedruckt. Wir packen sie also ein und haben die 12 NZD gespart, die im Shop verlangt werden. Als wir vom Parkplatz wieder zurück sind, bilden sich schon Schlangen, um in den Bus zu steigen, der uns zum Bootsanleger fahren wird.

Im Boot suchen wir uns einen Platz relativ weit hinten und in der Mitte. Hier liegt das Boot am stabilsten. Während der Fahrt sollen bitte alle Passagiere auf ihren Plätzen bleiben. Wenn wir halten die Crew die Türen nach draußen öffnet, dürfen wir unsere Plätze wieder verlassen, bis die Durchsage kommt, dass es weitergeht. Der Captain gibt ordentlich Gas. Ist vermutlich wirklich zum Besten aller, dass niemand draußen an Deck ist. Nachdem wir die Bucht verlassen haben, die den Hafen umgibt, nimmt der Seegang deutlich zu. Vielleicht ist es auch ganz gut, dass es noch kein Frühstück gab. Für die Dame schräg hinter uns werden es vermutlich die schlimmsten 2,5 Stunden ihres Lebens. Es werden VR-Brillen angepriesen, die glatte See simulieren. Dafür scheint es aber bei der Dame schon zu spät zu sein, sie gibt eine volle, weiße Tüte nach der anderen beim Personal ab.

Die Wal-Jagd läuft wie folgt: Wir fahren erstmal ein Stück raus. Dann bleibt das Boot stehen und der Captain hält eine Pool-Nudel mit Superkräften ins Wasser. Sieht natürlich nur so aus. Am unteren Ende ist eine Art Trichter (vermutlich mit Mikrofon), dann kommt der Pool-Nudel-Teil und oben ist eine Elektronik-Box mit angeschlossenen Kopfhörern. Damit lassen sich die Klickgeräusche orten, mit denen sich die Wale auf ihren Tauchgängen orientieren. In 1000 Metern Tiefe, wo sich die Wale gern rumtreiben, ist es zum Sehen einfach zu dunkel. Für uns ist es wichtig einen Wal zu finden, der gerade dabei ist aufzutauchen. Dann haben wir ein paar Minuten, um mit dem Boot an die richtige Stelle zu fahren. Dann bleibt der Wal 5-10 Minuten an der Wasseroberfläche, bevor er wieder für 60-90 Minuten in den Tiefen verschwindet. „Er“ ist übrigens die völlig korrekte Anrede, da sich hier nur Männchen tummeln. Aufgrund der Antarktischen Strömungen ist es hier für Weibchen und Jungtiere zu kalt.

Unser Captain hat was gewittert. Wir fahren ein Stückchen weiter (alle auf ihre Plätze), Pool-Nudel nochmal ins Wasser halten (alle wieder raus), noch ein kleines Stückchen weiter fahren (alle dürfen draußen bleiben) und da treibt unser erster Wal. Alle verfallen in kindliche Freude. Der Captain hält das Boot in sicherem Abstand und schippert um den Wal herum. Wir haben auch Glück, denn wir stehen von Anfang an auf der richtigen Seite des Bootes und können des Schauspiel direkt genießen.

Der Wal treibt an der Oberfläche, stößt immer wieder Fontänen aus und reizt die 10 Minuten bis aufs letzte aus. Dann hebt sich die Schwanzflosse und der Wal ist weg. Es ist eine der wenigen Arten (oder die einzige?) bei der das so passiert. Viele andere Walarten tauchen in einem flacheren Winkel ab, sodass bei ihnen die Schwanzflosse nicht aus dem Wasser ragt. Wieder ist es Zeit für die magische Pool-Nudel. Alle unter Deck und Volldampf voraus. Pool-Nudel und alle Gäste wieder raus. Alle wieder unter Deck und Volldampf voraus. Pool-Nudel und wieder frische Luft schnappen. Dann kommt die ernüchternde Durchsage: Der zweite Wal ist zu weit weg. Bis wir dort wären, wäre der Wal schon wieder abgetaucht.

Wir nehmen einen anderen Kurs. Da besteht noch Hoffnung auf eine zweite Sichtung. Wir spielen wieder Laurentia: Captain mit Pool-Nudel an Deck, alle raus. Captain in Kajüte, alle wieder unter Deck auf ihre Plätze. Als wir den zweiten Wal erreichen, hebt er direkt seine Schwanzflosse und verschwindet in die Tiefe. Gerade so, als wollte er sagen: „Schon wieder diese Gaffer. Nicht mal in Ruhe kacken kann man hier.“ Das erledigen sie nämlich auch an der Wasseroberfläche. Während ihrer Tauchgänge ist der Wasserdruck, der auf ihnen lastet, einfach zu hoch. Für eine weitere Ortung ist nicht mehr genug Zeit. Wir brechen langsam wieder in Richtung Hafen auf. Dabei schlagen wir einige Haken, um noch ein paar andere Lebewesen sehen zu können. Albatrosse tummeln sich hier nämlich auch. Bilanz: Eineinhalb Wale gesehen.

Zurück an Land besteigen wir Schorschel und fahren ins Ortszentrum und gönnen uns ein richtiges Frühstück im Café. Lulu hat ein Pie mit Hack und Käse. Das knipsen wir, da auch das auf der Liste der Motive für die Mad Challenge steht. Nach dem Frühstück haken wir noch zwei weitere Motive ab, bevor wir losfahren: Laufen an einem schwarzen Strand und Posieren mit einem Ortsschriftzug. Dann brechen wir auf in Richtung Picton.

In Picton erledigen wir noch die letzten Einkäufe für die Wanderung des Queen Charlotte Tracks, die wir morgen starten werden. Als wir beim Zeltplatz einchecken, legt uns die nette Dame an der Rezeption ein paar kleine Wanderungen in der Stadt ans Herz. Wir erklären, dass wir die nächsten fünf Tage wandern. Sie lacht und wünscht uns viel Erfolg beim Faulenzen und Entspannen. Das machen wir dann auch für den Rest des Tages.