Christchurch

30.12.

Es ist bestes Wetter heute: Sonnenschein, keine Wolke am Himmel und 27 Grad. Wir spazieren von der Ferienwohnung bis in die Innenstadt (ca. 3 km). Dabei halten wir uns immer an den Avon River, der direkt neben unserer Ferienwohnung fließt und überraschend klares Wasser führt.

In der Innenstadt umrunden wir zuerst die Kathedrale, die seit dem Beben 2011 in Trümmern liegt und immer noch wiederaufgebaut wird. Die Fertigstellung ist für 2027 angepeilt. Dann soll sie die einzige erdbebensichere Kathedrale der Welt sein.

Von dort begeben wir uns zur Ersatzkathedrale am Rande der Innenstadt, die zu großen Teilen aus Pappmaschee und 40-Fuß-Containern gebaut ist.

„Was machen wir nun mit dem Rest des Tages?“ Wir beschließen, mit dem Bus an den Strand zu fahren. Natürlich flanieren wir dort über die Seebrücke von New Brighton, schlecken ein Eis und wandern den Strand auf und ab. Luisa strahlt als sie ihre Füße ins große Wasser halten kann.

Ich strahle auch, allerdings in den schönsten Farben des Hummerspektrums, da ich Dussel mich heute früh natürlich nicht eingecremt habe. Wir beschließen, den Strandspaziergang lieber abzubrechen und fahren mit dem Bus nach Hause. Mit dem Sonnenbrand werde ich noch tagelang zu kämpfen haben.

31.12.

Dank meines Leichtsinns gestern, vermeiden wir heute die Sonne so gut es eben geht. Ein paar Besorgungen müssen allerdings doch sein: Wir erledigen ein paar Einkäufe im Supermarkt und gehen zur nächstgelegenen Bibliothek, um Metro Cards zu kaufen. Damit kostet jede Busfahrt nur noch 2 NZD, statt der 4 NZD die bei Barzahlung anfallen.

Busfahren ist in Christchurch etwas anders als in Hamburg. An der Bushaltestelle stehend winkt man dem Bus zu, in dem man mitfahren möchte, sodass der Busfahrer weiß, dass er wirklich anhalten soll (aber das haben wir ja schon auf unserer ersten Fahrt gelernt). Den Fahrplan kriegt man am besten per Google Maps. Die Abfahrtszeiten sind anscheinend nur Richtwerte und man sollte damit rechnen, dass der Bus ein paar Minuten früher abfährt oder, was viel häufiger vorkommt, auch bis zu 10 Minuten später. Wenn man dann am Ziel angekommen ist, ruft man beim Aussteigen ein freundliches aber bestimmtes „Thank you!“ von hinten nach vorne durch den Bus, damit der Fahrer auch weiß, wie sehr man die Fahrt genossen hat. Mich würde ja mal interessieren wie sowas im Berufsverkehr im HVV ankäme. Wie in Hamburg auch gibt es immer mal wieder Leute, die fernab jeder Realität im Bus vor sich hin vegetieren und unverständliches Zeug brabbeln. Abgesehen davon, kommt man aber ganz gut mit dem Bus voran in Christchurch.

Wieder zuhause angekommen machen wir erstmal ein Nickerchen, um für den Jahreswechsel fit zu sein. Hinterher gibt es Nudeln mit Pilzen in Weißwein-Sahne-Sauce, bevor wir uns für den Abend fertigmachen.

Im Hagley Park findet ein kleines, kostenloses Festival statt, da wollen wir hin. Auf dem Gelände sind viele Familien mit Picknickdecken und -körben und es herrscht Alkoholverbot. Natürlich fängt es kurz nach 23 Uhr im alten Jahr nochmal an zu regnen. Um Mitternacht gibt es ein Feuerwerk – eines von sehr, sehr wenigen, soweit das Auge (und das Ohr) reicht. Generell scheint hier Silvester deutlich kleiner zu sein, als in Deutschland. In den Geschäften gibt es keine Deko oder Partyartikel. Als wir aufbrachen zum Park, verriet uns unser Vermieter, dass er wohl früh ins Bett gehe, da er am nächsten Tag arbeiten muss. Obwohl der 01.01. und der 02.01. eigentlich Feiertage sind, haben viele Geschäfte und andere Einrichtungen geöffnet.

Als das Festival und das Feuerwerk vorbei sind, fahren keine Busse mehr, also laufen wir die 40 Minuten nach Hause. Dort stoßen wir noch mit kurz mit Sekt an, damit trotz Sommer ein bisschen Silvester-Gefühl aufkommt.

01.01.

Nach einem späten Start in den Tag, es ist ja schließlich Neujahr, fahren wir in die Stadt. Dort gehen wir in das Canterbury Museum bzw. dessen vorübergehende Ersatzausstellung, während das eigentliche Museum modernisiert wird. Eintritt ist hier kostenlos und es soll alle Highlights des eigentlichen Museums enthalten. Die Highlights sind ein wilder Mix mit z.B. einer kleinen Ausstellung des Rennens darum, wer erster Mensch am Südpol wird (Roald Amundsen), einem Meteoriten, ausgestopften Tieren und diversen Māori-Artefakten.

Anschließend streunen wir noch durch Christchurchs botanischen Garten und dann ist der Tag auch schon wieder um.

02.01.

Heute besuchen wir Quake City – ein Museum, in dem es um Erdbeben in der Region und insbesondere um das verheerende Beben von Februar 2011 geht.

Die Dame an der Kasse fragt wo wir herkommen. Wir antworten, dass wir aus Deutschland sind, woraufhin sie erwidert, dass heute schon viele Deutsche da waren. Da wird sie wohl Recht haben, denn überall wo wir hingehen und -fahren hören wir Deutsche. Man könnte fast meinen, man wäre nicht auf der anderen Seite der Welt, sondern nur mal kurz auf dem Grenzmarkt in Świnoujście.

Die Innenstadt hat es damals hart getroffen und viele Gebäude sind ganz oder teilweise eingestürzt. Die Ereignisse werden von Augenzeugen im Film 12.51 geschildert. Der Aufbau dauert immer noch an. In anderen Teilen der Stadt kam es zu Bodenverflüssigungen, wodurch vieles einfach abgesackt ist. Doch man hat anscheinend daraus gelernt und die am schlimmsten betroffenen Regionen der Stadt zu roten Zonen erklärt, die nicht mehr bebaut werden dürfen.

Nachdem wir mit dem Museum fertig sind, fahren wir zur Southshore Spit Reserve: Das südliche Ende des Strandes von New Brighton und gleichzeitig die Einfahrt zu der kleinen Bucht, an der Christchurch liegt. Es ist gerade Niedrigwasser, weswegen der Strand extra breit ist und auf dem Wasser wenig los.

Abends spazieren wir noch eine kleine Runde am Avon River durch die rote Zone, die direkt neben unserer Ferienwohnung liegt. Eigentlich zeugen nur noch Auffahrten, die im nichts enden, davon, dass es hier mal bebaute Grundstücke gab. Am Wendepunkt unseres Spazierganges liegen Überbleibsel einer Fußgängerbrücke – völlig verbogen und in sich verdreht.

03.01.

Für heute steht eine Fahrt mit der Christchurch Gondola auf dem Plan. Wir fahren dort eine Stunde mit dem Bus hin. Mit der Seilbahn fahren wir dann rauf auf den Mt Cavendish. Oben angekommen stehen verschiedene Wanderwege zur Auswahl.

Wir entscheiden uns für den Weg auf den Mt Pleasant, bei dem Namen kann das nur angenehm sein. Die 30 Minuten bis zum Gipfel sind auch eigentlich ganz schön. Wenn man nur mehr sehen könnte – die Wolken hängen heute tief und so ist die Sicht ein wenig eingeschränkt. Oben gibts ein kleines Picknick mit Pizzabrötchen und Fruchtquetschis.

Wieder zu Hause angekommen erfahren wir, dass der für uns vorgesehene Campervan auf seinem Weg nach Christchurch einen kleinen Unfall hatte. Für uns wird ein Ersatzfahrzeug besorgt. Allerdings werden wir das nicht um 11 Uhr, sondern frühestens um 17:30 Uhr abholen können. Damit haben wir morgen also noch einen zusätzlichen halben Tag in Christchurch.

04.01.

Wir stehen früh auf und machen Frühstück. Eigentlich haben wir ja alle Zeit der Welt, nach der verschobenen Van-Abholung. Aber wir müssen um 10:00 Uhr aus der Ferienwohnung raus sein. Alle Dinge einpacken, alle Ecken und Fächer doppelt kontrollieren und dann sind wir um 10:10 Uhr tatsächlich draußen (fast pünktlich). Als wir uns bei unserer Vermieterin abmelden und ihr erklären, dass es ein kleines Malheur mit unserem Campervan gab, bietet sie an, die großen Rucksäcke für den Tag dort zu behalten, sodass wir uns frei bewegen können. Falls noch irgendwas schiefgeht und wir den Van heute nicht kriegen sollten, könnten wir auch noch eine Nacht dort bleiben – das beruhigt.

Mit leichtem Gepäck machen wir uns mit dem Bus auf den Weg in die Innenstadt. Zuerst gehen wir nochmal zu Quake City. Lulu hat dort im Shop einen Kühlschrankmagneten gesehen, der ihr gefiel und nun ärgert sie sich schon zwei Tage, dass sie ihn nicht gekauft hat. Campervan sei Dank klappt das ja nun doch noch.

Anschließend machen wir es uns für eine Weile auf dem Rasen im botanischen Garten gemütlich, dösen ein wenig, lesen ein wenig, schreiben Teile dieses Blog-Eintrags und beobachten Leute. Um 15 Uhr brechen wir zum nächstgelegenen Supermarkt auf und erledigen die Einkäufe für unser Leben im Van. Als wir damit fertig sind klingelt doch glatt mein Telefon: Der Van ist fertig und kann abgeholt werden. Wir steigen also wieder in den Bus und fahren unser Heim auf Rädern abholen.

Jetzt noch schnell das restliche Gepäck abholen. Der Abschied von den Vermietern ist ein ganz kleines bisschen, als verabschiedete man sich von seinen eigenen Eltern: Fährt sich der Van gut? Macht er einen sicheren Eindruck? Braucht ihr noch was? Viel Spaß und gute Reise. Falls doch noch was ist, meldet euch.

Dann tüffeln wir los gen Süden…


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