Great Walks

Neben ganz vielen anderen kürzeren und längeren Wanderwegen gibt es in Neuseeland die Great Walks. Das sind zehn besonders schöne, imposante, erhaltenswerte Mehrtageswanderwege, die mit Hilfe des Department of Conservation (DOC) gepflegt und betrieben werden. Von den Great Walks haben wir uns vier Wanderwege ausgesucht sowie einen weiteren, der potentieller Anwärter zur Aufnahme in die Liste der Great Walks ist.

Nach den Problemen im April, tauchten die Great Walks ab dem 11. Juli nacheinander im Buchungssystem auf. Wir saßen also wieder abends ab 23:30 Uhr vor unseren Laptops, um Plätze für unsere Wunschkandidaten zu ergattern. Diesmal hat es geklappt und so werden wir folgende Wanderwege in Neuseeland bestreiten:

  1. Rakiura Track
  2. Kepler Track
  3. Tongariro Northern Circuit
  4. Whanganui Journey
Eigene Darstellung, basierend auf New Zealand locator map blank nobkgnd stdcolours von Ozhiker und Greg O’Beirne, CC BY-SA 3.0

Außerdem planen wir den Queen Charlotte Track zu wandern. Der ist aber kein Great Walk, somit nicht über das Buchungssystem vom DOC zu buchen und bedarf deshalb einer etwas genaueren Planung.

Rakiura Track

Der Rakiura Track ist der südlichste der Great Walks und liegt auf Stewart Island, südlich der Südinsel. Unseren Campervan müssen wir auf dem Festland zurücklassen, wenn wir mit der Fähre übersetzen. Wir werden diesen 32 km langen Rundweg in drei Etappen vom 9. bis zum 11. Januar wandern. Die Nächte verbringen wir in unserem Zelt auf den Campingplätzen des DOC, die direkt am Wanderweg liegen. Damit wir auf der letzten Etappe nicht allzu sehr hetzen müssen, haben wir eine zusätzliche Nacht auf einem kleinen Campingplatz in der einzigen Ortschaft der Insel, Oban, gebucht. Am 12. Januar werden wir dann übersetzen aufs Festland und uns auf den Weg zum nächsten Wanderweg machen.

Der Rakiura Track wird in der offiziellen Broschüre als gemütlicher Wanderweg für jeden mit moderater Fitness beschrieben. Gleichzeitig wird aber auch vor schroffen, steilen und matschigen Abschnitten gewarnt.

Stewart Island liegt in einem Dark Skies Reservat. Bei gutem Wetter lassen sich hier also besonders gut die Sterne am Nachthimmel beobachten. Aufgrund der südlichen Lage, kann man mit etwas Glück aber auch die Aurora Australis bewundern. Die Hauptsaison dafür ist allerdings erst etwas später im Jahr. Ebenfalls aufgrund der abgeschiedenen Lage, kann man hoffen Kiwis in freier Wildbahn zu sehen.

Kepler Track

Ein Great Walk weiter nördlich liegt der Kepler Track. Er liegt im Fiordland Nationalpark im Südwesten der Südinsel. Dieser Rundweg führt auf 60 km Länge am Südufer des Lake Te Anau entlang, auf Bergkämmen am Mount Luxmore entlang und auf der anderen Seite auf Planken durch Wälder und mooriges Gelände zurück zum Ausgangspunkt. Vom 15. bis 18. Januar wollen wir den Weg in vier Etappen bewältigen.

Nachdem klar war, dass der Milford Track ausgebucht ist, war der Kepler Track der Great Walk, bei dem ich am meisten gehofft habe, einen Platz zu bekommen. Die Aussichten über das Fiordland sollen spektakulär sein – vorausgesetzt das Wetter ist gut. Bei schlechtem Wetter kann der Track, laut Broschüre, sehr anstrengend werden, weil man auf den Bergkämmen jedem Wetter gnadenlos ausgesetzt ist. Selbst im Sommer kann es Schneefälle und Kälte sowie starken Regen und Wind geben.

Wir sparen etwas Gewicht beim Gepäck, da wir auf dieser Wanderung nur in Hütten übernachten werden. Es hätte für uns sowieso nur einen Stopp mit Campingplatz gegeben. Die anderen beiden Nächte stehen nur Hütten zur Verfügung. Das wichtigste Utensil werden demnach vermutlich Ohrenstöpsel für die Nächte sein.

Tongariro Northern Circuit

Vom 7. bis 10. Februar werden wir unseren dritten Great Walk wandern. Es wird der erste auf der Nordinsel sein. Dort ist er relativ zentral gelegen und führt auf ca. 45 km durch den Tongariro Nationalpark, welcher der älteste Nationalpark Neuseelands ist und weltweit der viertälteste. Er gehört auch zum Weltkultur- und Weltnaturerbe der UNESCO. Diesmal haben wir auch unser Zelt wieder dabei und werden unweit des Weges auf Campingplätzen des DOC übernachten.

Der Weg führt uns durch Buschland, zerklüftetes Vulkangebiet und -krater, durch alte Lavaläufe sowie durch und über einige Wasserläufe. Bei schlechtem Wetter wird auf dem gesamten Weg zu besonderer Vorsicht geraten – man sollte hier auch mal mit der doppelten Wanderzeit rechnen. Es wird empfohlen, beim Gepäck nicht zu sparsam zu sein. Das Wetter kann schnell ins Gegenteil umschlagen, sodass man an den vier Tagen durchaus allen vier Jahreszeiten begegnen kann.

Am zweiten Tag führt uns der Weg zwischen Mount Tongariro (nördlich) und Mount Ngauruhoe (südlich) hindurch zu den Emerald Lakes. Das Betreten der Gipfel und berühren des Wassers einiger Seen ist verboten oder gilt mindestens als respektlos, da es heilige Orte der ansässigen Māori-Stämme sind. Mount Ngauruhoe haben wir alle schon gesehen – zumindest alle, die die Herr der Ringe-Trilogie kennen. Dort hatte er die Rolle des Schicksalsberges inne.

Unser Campervan wird die vier Tage in Whakapapa auf uns warten. Dort befindet sich der offizielle Start des Rundwegs und es gibt dort auch Parkmöglichkeiten über Nacht.

Whanganui Journey

Nach dem Tongariro Northern Circuit gönnen wir uns einen Tag Pause. Dann starten wir auf unseren letzten Great Walk, der im Prinzip direkt auf der anderen Straßenseite liegt. Dabei kann hier von „Walk“ gar nicht die Rede sein. Die Whanganui Journey ist nämlich eine Paddeltour entlang des Flusses Whanganui, die wir für den Zeitraum vom 12. bis 14. Februar eingeplant haben.

In den drei Tagen werden wir dem Fluss für 88 km von Whakahoro bis Pipiriki folgen. Es hätte auch eine 5-Tage-Variante über eine Länge von 145 km gegeben, die weiter oben in den Fluss einsetzt und an der gleichen Stelle endet. Unsere Tagesetappen sind 37,5 km, 29 km und 21,5 km lang. Wir starten also gleich mit der längsten Etappe, die fast so lang ist wie unsere viertägige Paddeltour im Sommer 2023. Das könnte anstrengend werden, auch wenn wir unsere Ausrüstung ausnahmsweise mal nicht auf dem Rücken tragen müssen.

Der Whanganui trägt uns durch das Herzstück des gleichnamigen Nationalparks. Wir werden tiefe Schluchten, links und rechts gesäumt von heimischen Wäldern sehen. Wenn es vorher regnet, stürzen überall kleinere und größere Wasserfälle über die Klippen in den Fluss. Es werden auch einige Stromschnellen dabei sein. Die Journey wird nur Personen empfohlen, die gut schwimmen können, eine gewisse Grundfitness haben und sich sicher im Umgang mit einem Kanu fühlen. Man findet aber z.B. auf YouTube auch Videos, wo ältere asiatische Muttchen diese Wasserwanderung schaffen – das sollten wir doch auch können.


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